Sprühende Funken, glimmender Stahl und gezielte Hammerschläge – Karim Khedira ist einer von wenigen verbliebenen Messerschmiedemeistern und widmet sich mit Leidenschaft einem der ältesten Handwerke der Welt. Wir waren zu Gast in seiner Schmiede und durften zwischen Hitze, Staub und besonderer Geräuschkulisse mitverfolgen, wie ein Damastmesser entsteht. Als Teil eines Projektes des Rollschleifer Owner Clubs stimmten dessen Mitglieder gemeinsam über die Attribute des Unikats ab, das daraufhin gemeinsam von Karim und Timo Horl entwickelt wurde. Karims rustikal wirkender Arbeitsplatz im schweizerischen Liestal lädt uns beim Betreten auf eine Zeitreise ein. Statt modernster Technik entdecken wir altbewährte Maschinen mit Fußpedal, etwa den Herkules Lufthammer aus den Vierzigerjahren. Wir sind mitgerissen von Karims ansteckender Leidenschaft für sein Handwerk und davon, wie er durch Augenmaß, Präzision und Liebe zum Detail das edle Damast-Unikat fertigt.
Damastpaket
schmieden
Für das Messer sucht Karim zunächst drei unterschiedliche Stähle aus und achtet besonders auf den Kohlenstoffanteil – je höher dieser ist, desto härter der Stahl. Dieser Aspekt sei wichtig für die Stabilität der Klinge. Ein für die spätere Optik des Damastmessers ausschlaggebender Punkt seien die jeweiligen Bestandteile an Nickel und Mangan in den Stählen. „Diese verleihen der Klinge die charakteristische Maserung. Je mehr unterschiedliche Stähle wir verwenden, desto kontrastreicher sieht die Klinge später aus.“
Zwischen hohen Temperaturen und hell leuchtenden Funken teilt Karim die ausgewählten Stähle jeweils in drei gleich große Teile und faltet diese zu einem Stahlpaket. Kurz zusammengeschweißt und grob geschliffen, befördert Karim dieses zum Feuerschweißen in den 1.100 bis 1.200 Grad heißen Ofen. Dabei verbinden sich die einzelnen Lagen zu einem Stahl. Kurz raus aus dem Ofen bestreut Karim den Stahl mit dem Mineral Borax, wodurch eine luftdichte Oberfläche entsteht. Mit dem Herkules Lufthammer verschmiedet Karim anschließend das Stahlpaket und reckt es auf knapp 50 Zentimeter Länge aus. Das Ergebnis teilt er in vier gleich große Teile, die er erneut zu einem Stahlpaket faltet, feuerschweißt und verschmiedet. Durch Wiederholen des Vorgangs wird das zunächst nicht sichtbare Damastmuster erzeugt. Nach dem dritten Durchgang besteht der gereckte Stahl aus 256 Lagen Damast. Daraus schmiedet Karim anschließend das Messer.
Damastmesser schmieden
Hämmern, schleifen, polieren
Das Messer nimmt Form an
Inspiriert vom japanischen Bunka-Messer bekommt unser Damastmesser eine abgeschrägte Spitze und einen geraden Rücken. Nachdem Karim den Übergang von Griff zu Klinge sowie die Gesamtlänge definiert hat, verringert er die Härte des Stahls durch Weichglühen im 700 Grad heißen Ofen. So kann dieser einfacher weiterverarbeitet werden. Danach sorgt die Flachschleifmaschine für eine plane Oberfläche und verringert die Dicke des Messers auf drei Millimeter. Sobald diese erreicht ist, arbeitet Karim beim Bandschleifen die Kontur des Damast-Unikats heraus. Hier ist absolute Präzision gefragt.
Das große Finale
Damast Ätzen und
Griff formen
Am großen, rotierenden Schleifstein erhält die Klinge ihren Vorschliff und wird so schneidfähig. Nach der Wärmebehandlung für eine stabile und harte Klinge wird diese aus dem 850 Grad heißen Ofen heraus im Öl abgeschreckt. Um den Stahl dann auf Gebrauchshärte zu bringen, kommt der Messerrohling für zwei Stunden in den Backofen. Nochmals geschärft und poliert, taucht Karim das Messer anschließend in Salzsäure. Dieser Schritt ist für uns mit am spannendsten! Durch das Ätzen kommt nun endlich die beeindruckende Struktur des Damaststahls zum Vorschein. Was auf uns wie Magie wirkt, ist reine Chemie. Durch Polieren an der Schwabbelscheibe bringt Karim das Damastmuster in vollem Glanz zum Vorschein. Nachdem Karim den Flachangelgriff aus schwarzer, exklusiver Mooreiche angebracht hat, schärft er das Messer im letzten Schritt am Bankstein mit einer 3000er Körnung.
Edles Finish
Feinste Schärfe
Nun halten wir das Messer-Unikat aus 256 Lagen edlem Damast mit einer Messerhärte zwischen 61 bis 63 HRC, einer Gesamtlänge von 31 Zentimetern und der 18 Zentimeter langen Klinge endlich in der Hand! Wir können es uns natürlich nicht nehmen lassen und legen gleich nochmals unseren HORL®2 Rollschleifer an das Damastmesser an. Durch die Höhe des Messers liegt unser Messerschärfer perfekt an der Schneide an. Um das Maximum aus dem Damastmesser herauszuholen, nutzen wir den HORL® Schleifstein extra fein aus unserem Premiumschärfe Paket. Die feine 6000er-Körnung des HORL Schleifsteins verpasst der Klinge den finalen Schliff und veredelt die Schneide.
Kraft und Präzision
als Erfolgsgeheimnis
“Beim Schmieden kommt es auf das Augenmaß und künstlerisches Gespür an. Bis heute hat sich außer den Maschinen kaum etwas an dem ursprünglichen Handwerk geändert. Es fasziniert mich, den Stahl zunächst mit Feuer und roher Kraft in Form zu bringen, um später die Details meiner Werke immer präziser auszuarbeiten. Für mich ist es naheliegend warum Schmieden früher Magie nachgesagt wurde, denn es braucht enorm viel Wissen.“
– Karim Khedira